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Enkel für Großeltern ein Link in die Zukunft

Weihbischof Johannes Wübbe blickte beim 60plus-Frühstück auf die religiöse Praxis der jüngeren Generation.
Weihbischof Johannes Wübbe blickte beim 60plus-Frühstück auf die religiöse Praxis der jüngeren Generation.

Weihbischof Johannes Wübbe war Gast beim Adventsfrühstück der Hollager Kolping-Senioren am Donnerstag (8. Dezember). In seinem Vortrag zum Thema „Christlicher Glaube – ein Auslaufmodell?“ blickte er auf die religiöse Praxis der jüngeren Generation und die Rolle der Großeltern für die religiöse Erziehung.

Wübbe bezog sich auf die Sinus-Studie 2016, die die Lebenswelt der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren analysiert. Er unterteilte die Jugendlichen dabei in verschiedene Typen. So gebe es beispielsweise Konservativ-Bürgerliche, die familien- und heimatorientiert sowie bodenständig seien, Leistungsorientierte, die was schaffen wollten, Jugendliche mit schwierigen Startvoraussetzungen, die auch anfällig für extreme politische Situationen seien oder Konsumorientierte mit ausgeprägtem Markenbewusstsein, die zwar mit in die Kirche, aber ihre eigenen Wege gingen. Zwischen all den verschiedenen Typen von Jugendlichen gebe es große Schnittmengen.

Bei Gesprächen mit Firmlingen stelle Wübbe immer wieder fest, dass es für Jugendliche wichtig sei, zu einer Glaubensgemeinschaft wie der Kirche zu gehören. „Das Interesse an Sinnfragen ist sehr hoch. Dazu gehören Fragen wie ‚Warum sind Sie Priester geworden?‘ oder ‚Woran glauben Sie?‘“, so der Weihbischof. Die Jugendlichen interessierten sich weniger für die Strukturen der Kirche mit ihren Gesetzen. Aber Jugendliche hätten Respekt davor, wenn Eltern oder Großeltern regelmäßig beten würden und zur Kirche gingen. „Wir sollten lernen, mit den Kindern über unseren Glauben zu sprechen“ erklärte Wübbe. Das Reden über den Glauben bringe die Kirche weiter, nicht die Kirchengesetze. Enkel seien für Großeltern ein „Link in die Zukunft“ und Großeltern für Enkel ein „Link in die Vergangenheit“. Großeltern sollten jeden Augenblick mit den Enkeln genießen.

Wübbe erläuterte, er habe als Jugendpfarrer in St. Johann gelernt, dass man Menschen mit den Worten „du musst“ oder „du sollst“ die Kirche nicht näher bringen könne und daran halte er sich noch heute.

In Klassen mit unterschiedlichen Religionen würden Muslime die Christen häufig anregen, sich mit ihrem Glauben auseinander zu setzen. „Warum weißt du nichts über deinen Glauben? Warum gehst du nur an Festtagen zur Kirche?“, werde dann gefragt. Auch Messdiener kämen häufig nur zum Gottesdienst, wenn sie aufgestellt seien, ansonsten nicht. Sie sprächen außerhalb der Kirche kaum über ihren Glauben. Bei Fahrten von der Kirche stellten sie bei Mitschülern häufig erstaunt fest: „Du bist auch Messdiener?“

Etwas anders sei dies in der interreligiösen Schule in Osnabrück. Diese habe den Vorteil, dass mehr über Religion gesprochen werde. „Jeder lernt neben seiner Religion auch die anderen kennen. Durch die intensiven Gespräche wird auch bei den Christen mehr über ihre Religion gesprochen“, erläuterte Wübbe.

Zuletzt ging Wübbe auf Erfahrungen in der Gruppe ein. Eltern sollten ihren Kindern erlauben, an Events wie dem Weltgebetstag oder einer Romfahrt teilzunehmen. Die Erfahrungen in der Gruppe und das gemeinsame Gebet würden den Glauben prägen und stärken, so der Weihbischof. Ein Priester in der Diaspora habe mal zu ihm gesagt: „Wir legen die Leitung zwischen Gott und den Menschen. Strom muss Gott selber darauflegen.“