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Singender Prinz rockt den Saal

Prinz Thomas I. und Prinzessin Sandra II. (Torbecke) haben die Macht übernommen. Auf der Nachmittags-Gala des Kolping-Karneval-Clubs (KKC) Hollage am Sonntag (16. Februar) überreichte Bürgermeister Otto Steinkamp ihnen den Rathausschlüssel und übergab die kommunalen Regierungsgeschäfte bis Veilchendienstag an das Prinzenpaar.

Kaum den Schlüssel der Macht in der Hand, legte Prinz Thomas mit Vollgas los. Nach ein paar einleitenden Worten des Prinzenpaares, vollendete er seine Prinzenrede auf singende Art und Weise. Energiegeladen wie Chuck Berry rockte er zur Melodie von „Johnny B. Goode“ den Saal. Musikalisch berichtete er, wie Sitzungspräsident Ansgar Speer ihn zum KKC geholt habe („Er sagte: Du wirst irgendwann mal Prinz hier sein. Und so stehe ich hier und fange nun an zu schreien: Go-go, go KKC, go-go …“), erzählte von seiner „süßen Maus“ Sandra („Ist sie nicht eine fesche Maid“) und verkündete sein Regierungsprogramm: „Der Rathausschlüssel ist bei uns in guter Hand, denn die nächsten Tage sind wir außer Rand und Band!“

Schnaps aus schwarzer Beere, gereicht dem Prinzenpaar zur Ehre

Bürgermeister Otto Steinkamp bewies zuvor einen guten Riecher. Er fragte sich: „Ich bin schon ganz gespannt wie es gleich klingt, ob sie eine Rede redet oder er die Ansprache singt?“ Und „weil ich weiß, dass ihr’s gut macht“ hatte er neben dem Schlüssel „noch etwas anderes mitgebracht“: eine Flasche des Wallenhorster Schnapses „851“. Selbstironisch stellte er dazu fest: „Manch einer behauptet schon, egal ob Frau ob Mann, es sei das Beste, was man im Rathaus bekommen kann.“ Auch einige Aufgabenstellungen hatte er für die neuen Regenten im Gepäck. So könnten sie beispielsweise den Kreisverkehr in Hollage-Ost gestalten: „Setzt euch ein Denkmal – mir egal, was ihr macht, aber verzichtet auf die Beleuchtung im Gullischacht.“

Kaffee, Kuchen, Kaltgetränke

Nach dem fulminanten Start durften die „Närrinnen und Narren oder gendergerecht Narralesen“, wie Speer formulierte, im Saal erstmal durchatmen. Der KKC servierte Kaffee, Kuchen, Schnittchen und Kaltgetränke. Wobei der Sitzungspräsident betonte: „Wir haben zwar das Thema 50er Jahre, der Kuchen ist aber frisch.“

Rock ’n’ Roll für Auge und Ohr

Getreu den Motto „Mit Petticoat und Rock ’n’ Roll kommen wir in Schwung – schon in den Fünfzigern hielt der KKC alle Narren jung“ lief das Bühnenprogramm weiter. Prinz Thomas legte nochmal nach und präsentierte gemeinsam mit Christian und Jörg Riepe im „Trio fatal“ ein Medley legendärer Klassiker. Sie waren „gekommen, um zu feiern“ verkündeten sie und stellen in weiteren Songs auch Internes aus dem KKC vor: „Für Biere und für Schnäpse, geht der Innen glatt durch’s Feuer, das Geld geht ihm nie aus und Nichts ist ihm je zu teuer“, beschrieben sie die Aufgaben des Hofstaates und stellten klar: „Der Sitzungpräsi glaubt, der King von Hollage ist er! Doch Chef ist die Prinzessin und sonst niemand anders mehr!“

Am 50er-Jahre-Motto orientierten sich auch die KKC-Showtanzgruppen und boten ihrem Publikum mitreißende Tänze zu Rock ’n’ Roll, Samba, Twist oder Seemannsliedern.

Bürgerbus und Berliner Mauer

In die Bütt zogen Schwickel und Schwager (Maik Hörnschemeyer und Ansgar Speer). Klimafreundlich angereist mit dem Bürgerbus und dem Rad. Die neue Buslinie fänden sie ja ganz gut, doch über die beiden Endstationen könne man durchaus diskutieren: Rulle und Wersen. An den einen Ort wolle niemand hin und von dem anderen wollten alle weg. Hollage sei auf der Strecke der einzige Lichtblick, so die KKC-Eigengewächse. Um die Ruller Migranten unterzubringen, habe die Gemeinde schon das Philipp-Neri-Haus gekauft. „Und selbst im Hofstaat mussten wir zwei Quoten-Ruller unterbringen.“

Ebenfalls zu Gast auf der KKC-Bühne erschien Stephan Rodefeld. Von Melle aus sei er in den interkulturellen Schmelzpunkt Hollage gereist. Hier gäbe es mehr Dirndl und Lederhosen als in Niederbayern. Rückblickend auf die Deutsche Einheit stellte der Entertainer fest, dass die Mauer nun seit 30 Jahren weg sei. Wenn die damals so wie heute in Berlin geplant worden wäre, wäre heute Einweihung. Hier die Einheit, dort der Brexit. Die Angelsachsen seien jetzt raus aus der EU. „Jetzt noch ’nen Stopfen in den Tunnel, dann ist alles wie früher.“

Lilly und der Pfarrer

Als dritter Redner im Bunde mischte Ette (Egbert Brede) mit seiner Handpuppe Gustav (85 Jahre jung) den Saal auf. Dessen in Hollage bestens bekannte Enkelin Lilly habe er nicht mehr mitbringen können, nachdem Pfarrer Schöneich nach dem letztjährigen Auftritt schon über sie gepredigt hätte. Früher sei alles besser gewesen – da konnten die Frauen noch Kochen wie Muttern, heute nur noch Saufen wie Vattern, wusste der rüstige Rentner zu berichten. Mit seinem Rollator-Club sei er viel unterwegs, aber das Navi habe er ausgebaut. Das habe auf dem Friedhof immer gesagt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Zur Freude des Publikums kam die vorlaute Lilly letztlich aber doch noch zu einem Auftritt.

Ob sie Pfarrer Dietmar Schöneich erneut zu einer Predigt inspirierte, bleibt abzuwarten. Die Bühne betrat er mit Pater Thomas und beruhigenden Worten. „Ich glaube, wir brauchen hier keine Angst zu haben, nur weil wir in Wallenhorst wohnen.“ Pater Thomas sei nach diversen Karnevalssitzungen in bisher fünf Jahren auch kulturell integriert, so der Pfarrer. Sie wollten den Nachmittag daher mit etwas Bildung bereichern und berichteten den Närrinnen und Narren im Saal von missionierten Löwen, Kölner Tauben und anderen Tieren.

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